Chronologie des Geschehens im Bildungsbereich

Chronologie des Geschehens im Bildungsbereich

Am 6. März veröffentlichte die Bildungsdirektion für Steiermark den Ratgeber „Wie mit Kindern über Coronavirus sprechen“, in dem alle Schulbeteiligten – Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern und Schulleiter/innen – praktische Tipps und Handlungsleitfäden für den richtigen Umgang mit dieser rasch um sich greifenden Infektionskrankheit erhielten.

Schon vier Tage später, am 10. März, wandte sich unser Bildungsminister, Dr. Heinz Faßmann, in einem persönlichen Schreiben an alle Schulleitungen, in dem er situatives Handeln, also die anlassbezogene Schließung von Schulstandorten aufgrund von Coronavirus-Erkrankungen, ankündigte. Vorsorglich wies er bereits die Schulleiter/innen und alle Lehrer/innen freundlich darauf hin, pädagogische Vorbereitungsarbeiten für den Fall präventiver Schulschließungen einzuleiten. Pädagoginnen und Pädagogen aller Schularten waren ab diesem Zeitpunkt bemüht, Übungsmaterialien zur Festigung und Vertiefung bereits gelernter Unterrichtsstoffe für ihre Schüler/innen zusammenzustellen, die ihnen bei tatsächlichen Schulschließungen mit nach Hause gegeben bzw. über digitale Medien zur Verfügung gestellt werden könnten.
Auch verwies der Bildungsminister darauf, die Schulbibliotheken als Impulsgeber einzusetzen und die Schüler/innen mit Lektüre zu versorgen. Ziel war es Schüler/innen zu Hause regelmäßig für ihre persönliche Bildung beschäftigen zu können.

Viele Schulen begannen intensiv die vorhandenen Kommunikationskanäle mit Eltern bzw. Erziehungsverantwortlichen auf ihre Krisentauglichkeit zu überprüfen oder in Windeseile neue einzurichten, um im Bedarfsfall im schulischen Dialog bleiben zu können. Schulnahe Firmen reagierten sehr rasch und stellten unbürokratisch und vielfach auch kostenfrei diese neuwertigen effizienten Kommunikationsmedien allen Schulpartnern/innen zur Verfügung.
Diese Aufgabe erwies sich schnell als lösbar und effizient, da ja heute mindestens ein Elternteil im Besitz eines Handys und auch über das entsprechende Wissen für die richtige Handhabung verfügt.

Schwierig war da schon die Herausforderung, digitales Arbeiten mit Schülern/innen aller Schularten in den eigenen vier Wänden umzusetzen. War nämlich das Lernen mit digitalen Medien aufgrund der Lehrplanvorgaben und des vielfach implementierten Informatikunterrichts eher Schülern/innen ab der Sekundarstufe geläufig und wurde bereits im Ansatz angewendet, so erwies sich der Wunsch des Ministeriums, diese Form des Übens und Vertiefens für die Volksschüler/innen zuhause zur Umsetzung zu bringen, als große Bürde, da der Lehrplan der Volksschulen die digitale Grundbildung nicht in den Fokus des täglichen Unterrichts stellt. Die Lehrer/innen sind intensiv bemüht, den Volksschüler/innen in erster Linie die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Schüler/innen nicht über die entsprechende Erfahrung für die richtige Bedienung dieser Medien verfügen. Erschwerend kommt gerade bei den Volksschulen, aber durchaus auch manchen weiterführenden Schulen dazu, dass die technische Infrastruktur für modernen digitalen Unterricht aufgrund der hohen Anschaffungs- und Folgekosten nur gering bis gar nicht vorhanden ist.
Und dann war da ja noch die Sache mit den eigentlichen Adressaten dieser pädagogischen Überlegungen des Ministeriums, nämlich die Zielgruppe aller Maßnahmen, unsere Schüler/innen, deren Haushalte oft nicht mit Computern, Tablets oder dem dringend erforderlichen Internet ausgestattet waren. Auch die vielen Lehrer/innen, die keine digitalen Home-Office-Ausstattungen behördlich zur Verfügung gestellt bekommen, waren gefordert in aller Eile der gebotenen Zeit praktikable und erfolgsversprechende Lösungen für den Fern-Unterricht aufzustellen.

Bereits ab 11.03.2020 erreichten die Direktionen schriftliche Meldungen hinsichtlich der Absage von geplanten Schulveranstaltungen oder Fortbildungsangeboten für Lehrer/innen bis zumindest Ostern. So wurden bereits die ersten Verbote von Menschansammlungen verordnet. War die erste Absicht des Ministeriums den regulären Schulbetrieb ab 18. März einzustellen um die Schüler/innen und deren familiäres Umfeld vor Ansteckungen zu schützen, wurde dieses Vorhaben, aufgrund der explodierenden Infektionen, innerhalb weniger Stunden auf den 16. März vorverlegt.
In einem persönlichen Schreiben wandte sich der Minister an alle Eltern und Erziehungsverantwortliche. Er bar um Verständnis für die restriktiven Maßnahmen der Einstellung des Schulbetriebs aber auch um die tatkräftige Mitarbeit aller Eltern und Erziehungsverantwortlichen, das Fern-Lernen ihrer Kinder für das Vertiefen und Wiederholen von bereits Gelerntem zu unterstützen. Er versicherte, dass alle Schulen alles unternehmen werden, damit kein Kind Lehrstoff versäumen wird, auch wenn es nicht zur Schule geht. Gleichzeitig stellte er aber auch klar, dass jene Familien, für die absolut keine Möglichkeit besteht, ihre Kinder zu betreuen, weiter ihre Kinder in die Schule schicken dürfen. Tatsächlich werden diese Schüler/innen, und es sind nur sehr wenige, entsprechend der Dauer der vom Stundenplan vorgegebenen Schulzeit an diesen Tagen von Lehrpersonen der jeweiligen Schule betreut und bearbeiten jene Aufgaben, die auch Schüler/innen zuhause zu erledigen haben.

Die Praxis der letzten drei Wochen hat uns mittlerweile zu Lösungen gezwungen und erfreulicherweise kann der eingeschränkte Schulbetrieb im Fern-Unterricht (Distance-Learning) stattfinden. In der gebotenen Eile wurden unterschiedliche schulstandortbezogene Modelle erarbeitet und kommen manchmal etwas zäh bis teilweise sehr gut zur Umsetzung. Lernportale oder Tools für das Distance-Learning, die bis dato für die Schulerhalter kostspielig zu erwerben waren und genau deswegen nicht zum Einsatz kamen, werden den Schulen für die Zeit der Krise kostenfrei zur Verfügung gestellt und bieten ausreichende Materialgebiete zum Üben und Trainieren der kognitiven Fertigkeiten und Fähigkeiten.
Werden in den Volksschulen die Übungsmaterialien und Arbeitsaufträge vielfach auf sogenannten „Marktplätzen in Schulgebäuden“ den Schülern/innen in analoger Form bereitgestellt, so arbeiten in den meisten Sekundarstufen die Schüler/innen über digitale Kanäle. Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern stehen in Kontakt und sind alle bemüht das Optimum aus dem eingeschränkten Schulbetrieb herauszuholen.

Der Wille zum digitalen Arbeiten aller Schulpartner/innen ist stark ausgeprägt und bietet, wenn die technischen Endgeräte vorhanden sind, praktische und erfolgsversprechende Möglichkeiten. Die Umsetzung dieser Form des Fernunterrichts hat aber einen unerwarteten Mangel zum Vorschein gebracht, der weder von Lehrer/innen, noch von Eltern oder Schüler/innen beeinflusst bzw. korrigiert werden kann. Die Server von Anbietern unterschiedlichen Lernplattformen und digitaler Tools sind dem derzeitigen Ansturm an Usern nicht gewachsen und stehen oft schon ab dem Morgen wegen Überlastung still. Viele bemühte und engagierte Schüler/innen und deren Eltern bzw. Lernverantwortlicher sind dadurch verzweifelt, da sie ihre Aufgabenpakete nicht abarbeiten, geschweige denn, überhaupt E-Mails senden können.
Da wäre es jetzt aber höchst an der Zeit, dass die Regierung entsprechende Möglichkeiten schafft und virtuelle Räume zum Arbeiten anbietet, die auch Fern-Unterricht tatsächlich ermöglichen.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Krise bald überstanden ist und unsere Schüler/innen bald wieder die Klassenzimmer im gewohnten Betrieb benützen dürfen und Schule wieder unter normalen Bedingungen stattfinden kann. Denn eines ist klar, Schule funktioniert nur dann wirklich gut, wenn das soziale Zusammenwirken aller Schulpartner/innen im direkten Kontakt stattfinden und Kommunikation im direkten Dialog möglich ist.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dir. Bernhard Braunstein, BEd.
Obmann des steir. Lehrerbundes

 

Weitere Informationen:

BMBWF_Corona_Fernlehre_Erlass_31_03_20

BMBWF_Corona_Weitere Schritte und Maßnahmen_31_03_20