Statement von Bernhard Stranzl zur Arbeitszeitflexibilisierung

Bernhard Stranzl ist Unternehmer in St. Margarethen an der Raab mit Verantwortung für rund 20 Mitarbeiter/innen. Sein Betrieb hat unter anderem einen Schwerpunkt im Kundenservice von Energie und Heizungsanlagen. Er ist deshalb auf engste Kooperation zwischen Kunden und Servicemitarbeitern angewiesen. Stellvertretend für viele Kleinunternehmer/innen nimmt Bernhard Stranzl Stellung zur aktuellen Diskussion zur Arbeitszeitflexibilisierung:

Als überzeugter Unternehmer, der sehr gerne die soziale Verantwortung für nahezu 20 MitarbeiterInnen annimmt, möchte ich mich zum brandaktuellen Thema Arbeitszeit äußern.
Meine nachstehenden Worte sind in keiner Hinsicht auf Einsparung von Lohnkosten bedacht, sie sind nur der Versuch, das veränderte Verhalten unserer Kunden und somit die Anforderungen an das jetzige Fachpersonal real darzustellen!
Zum Leidwesen aller wird in den aktuellen Debatten immer nur von Nachteilen einer Flexibilisierung der Arbeitszeit für MitarbeiterInnen gesprochen ohne dies genauer zu betrachten. Wobei meines Erachtens dieses Thema den Produktionsbereich aufgrund der Schichtarbeit eher weniger betrifft.

Mein Hauptanliegen ist es, hier auf die dringend nötige und auch größtenteils von MitarbeiterInnen geforderte Flexibilität der Arbeitszeit im Dienstleistungssektor aufmerksam machen.
Keine MitarbeiterInnen, ebenso wie kein Kunde im Customer Bereich und vor allem kein Endkunde hat dafür Verständnis, wenn beispielsweise dringende Reparaturen anfallen und diese aufgrund starrer Arbeitszeiten nicht termingerecht erledigt werden können. Dazu kommt auch noch, dass die Reaktionszeiten von Servicedienstleistern regelmäßig in diversen Medien und der Arbeiterkammer beurteilt werden!
Ebenso benötigen unsere Industriebetriebe unter anderem für Instandhaltungsarbeiten Servicedienstleister, die flexibel agieren können und nicht nach absolvierter Regelarbeitszeit jede Tätigkeit einstellen. Stellen Sie sich vor, was passiert, wenn die österreichische Industrie ihre Kunden nicht mehr just-in-time beliefert. Nur so können tausende exportorientierte Industriearbeitsplätze und damit der Lohn von vielen Familien abgesichert werden.
Auch Endverbraucher bringen kein Verständnis dafür auf, wenn z.B. Heizungen oder Elektrogeräte aufgrund der erreichten Tagesarbeitszeit eines Servicetechnikers von 8 Stunden erst am nächsten Tag oder noch später serviciert bzw. repariert werden.
Denken wir an Berufsgruppen in Österreich wie KFZ-LenkerInnen, MitarbeiterInnen im öffentlichen Verkehr oder im Gesundheitswesen, wo ein Arbeitstag von bis zu 12 Stunden schon lange eine Selbstverständlichkeit ist!
Ich fordere deshalb alle Verantwortlichen auf, diese Diskussion auf sachlicher Ebene und ohne parteipolitischen Hintergedanken zu führen, um den Wirtschaftsstandort Österreich nicht weiter zu gefährden!

Stärken wir doch mit dieser Maßnahme die Wertschätzung jener FacharbeiterInnen welche vor allem im Dienstleistungssektor tätig sind und trauen wir ihnen selbstbestimmtes Arbeiten zu!